Nachdem ich im letzten Jahr bereits meine letzte EYOC bestritten hatte, ging es in diesem Jahr
weiter zu meiner ersten JWOC (Junioren-WM): Erfreulicherweise qualifizierte ich mich für die
JWOC 2025, die in Baselga die Pinè im wunderschönen Trentino vom 26. Juni bis zum 4. Juli
stattfand. Ausgetragen wurden die Bewerbe Sprintstaffel, Sprint, Lang- & Mitteldistanz und zum
Abschluss die Staffel. Die Startplätze waren wie immer international stark besetzt.
Sprintstaffel & Sprint
An den ersten zwei Tagen konnte ich mich noch ruhig zurücklehnen – bei den Model Events gab es
Zeit, um sich an das Gelände zu gewöhnen und bei der Sprintstaffel durfte ich mich als Zuschauer
auf die anstehenden Wettkämpfe einstimmen. Mit den anderen österreichischen Fans feuerte ich
mein Team an, das sich mit den anderen Nationen durch Levico Terme kämpfte. Bei der
Nachmittagshitze konnte ich froh sein, dass ich meine Kräfte schonen durfte.
Am folgenden Tag fühlte ich mich endgültig dafür bereit, den Sprint in Cembra und damit meinen
ersten JWOC-Einsatz in Angriff zu nehmen. Cembra ist ein Ort mit einem verwinkelten
Stadtzentrum, wodurch die Postenjagd zu einem richtigen Genuss wird. Damit das Orientieren zu
einer noch größeren Herausforderung wird, wurde mit künstlichen Sperren nicht gespart.
Da man am äußeren Ende des Ortes startete, dauerte es ca. sechs Posten, bis man so richtig im
Ortskern angekommen war. Mir gelang dieser erste Teil außerordentlich gut. Es kam mir fast zu
leicht vor. Doch in den schmalen Gassen änderte sich das zu einer nervenaufreibenden
Angelegenheit. Zunächst blieb ich weiterhin stabil unterwegs. Bis Posten 9 navigierte ich gut von
Posten zu Posten. Kurz vor der Zuschauerpassage bog ich falsch ab und verlor nicht nur mich auf
der Karte, sondern auch den roten Faden. Nach diesem Missgeschick führte die Pflichtstrecke aus
dem Zentrum heraus in ein flaches Wohngebiet. Da ein schnelleres Tempo möglich war, musste
man sich auch beim Kartenlesen umstellen. Auch hier verlor ich Zeit, weil ich einmal zu früh und
einmal zu spät abgebogen war. Letztendlich führte die Strecke wieder zurück in das verwinkelte
Zentrum zu den letzten Posten, bei denen ich nochmal zeigen konnte, wie man in so einem
Sprintgelände richtig orientiert und lief mit einem gemischten Gefühl ins Ziel. So endete ich auf
Platz 165. Eine Platzierung weiter vorne wäre durchaus möglich gewesen, dennoch bin ich mit
diesem JWOC-Einstieg zufrieden – schließlich habe ich zu Beginn des Rennens besser mithalten
können als ich es persönlich erwartet hätte.
Langdistanz
Mit 10 km und 500 Höhenmetern bei den Herren und 8 km und 410 Höhenmetern bei den Damen
erwartete uns am Montag der härteste Wettbewerb: die Langdistanz. Natürlich stellten die
Streckenlängen allein nicht die Herausforderung dar, sondern auch, wie man die eigenen Routen
plant und sie umsetzt. Das Gelände hatte verschiedene Seiten, besonders interessant waren die
Plateaus, auf denen unzählige Löcher und Mulden von ehemaligen Minenarbeiten den Wald
prägten. Zwischendurch lief man auch über offene Wiesen und wurde hin und wieder dazu
gezwungen, einen steilen Hang zu bewältigen.
Nach einem wackeligen Start zu den ersten zwei Posten fand ich nach und nach besser in das
Gelände hinein. Besonders leicht fielen mir die Abschnitte, bei denen mehrere kurze Teilstrecken
aufeinanderfolgen – das war schon ein gutes Zeichen für die anstehende Mitteldistanz.
Schwierigkeiten bereiteten mir die langen Teilstrecken, bei denen ich manchmal mehr Zeit in die
Routenplanung hätte investieren sollte. Beispielsweise scheute ich mich nicht davor, die
Höhenmeter auf einen doch nicht so kleinen Hügel in Kauf zu nehmen – dieser Weg stellte sich
leider nicht als Optimalroute heraus. Nichtsdestotrotz meisterte ich auch die langen und
anspruchsvollen Teilstrecken. Einige andere Fehler sind vermutlich auch auf meinen jeweils
physischen Zustand zurückzuführen. Nach einem Lauf mit seinen Höhen und Tiefen – das hat in
diesem Fall gleich zwei Bedeutungen …. – erreichte ich den 121. Platz.
Mitteldistanz
Nach der Langdistanz gab es einen Ruhetag für alle Athlet:innen, um wieder neue Kräfte zu
sammeln. Dafür boten sich die wunderbaren Seen im Trentino hervorragend zur Erholung an. Die
Mitteldistanz fand in einem anderen Geländetyp als die Langdistanz statt. Statt den Löchern gab
es nun einen Sumpf im Schlussteil nahe der Arena, ansonsten war der Wald bis auf das Dickicht
gut belaufbar und bot ein feines Höhenbild an – der Mittelcharakter war also rundum erfüllt.
Für mich war das der große Tag der Woche. Am Start fand ich sofort Sicherheit auf der Karte und
entwickelte von Posten zu Posten einen immer besseren Flow. Ab Posten 9 machte sich meine
physische Erschöpfung allmählich auch mental bemerkbar. Dennoch behielt ich stets die Kontrolle,
bevor ich einen Fehler zu machen drohte. Das Gelände lag mir gut. Ich kämpfte weiter bis zum
Schluss. Als es dann in Richtung Sumpf ging, entschied ich mich für eine möglichst sichere Route.
Bisher war alles gut gelaufen, jetzt wollte ich bei den letzten zwei, drei Posten nichts mehr
riskieren. Also lief ich um den Sumpf am Rand herum und stach erst hinein zu dem Posten, als mir
schon ausgetretene Schlammspuren den Weg wiesen. Sofern man die richtigen Spuren erwischte,
war der Rest ein Kinderspiel. Nach dem Sumpf galt es nur noch, so schnell wie möglich ins Ziel zu
kommen und keine Zeit mehr zu verlieren. Sowohl orientierungstechnisch als auch physisch
konnte ich mich an diesem Tag beweisen und erreichte den 77. Platz – für mich ist das ein wirklich
schöner Erfolg, gerade bei einer JWOC.
Staffel
Mit der Mitteldistanz war mein letzter Wettkampf eigentlich schon geschlagen, denn an der Staffel
nahm ich nur noch in einem Mixed-Team gemeinsam mit zwei Bulgaren teil. Mir wurde die Ehre
zuteil, als Erstläufer am Massenstart teilzuhaben. Es ist unglaublich, was für ein Tempo so ein
Haufen Junioren nach bereits vier intensiven Wettkämpfen auch noch beim fünften Bewerb
draufhat. Leider war die Sicherheit vom Vortag anscheinend verflogen, obwohl wir wieder im
selben Gelände waren. Nach dem ersten Fehler verlor ich den Anschluss an die Gruppe und es
war klar, dass ich auf die anderen Läuferpakete nicht mehr aufholen konnte. Die Kontrolle kam
auch nicht wirklich zurück. Nichtsdestotrotz konnte ich den Lauf genießen und hatte meinen Spaß.
Auch meine zwei neuen Teamkollegen feuerten mich im Zuschauerdurchlauf kräftig an. Ich war
froh, als ich schließlich an meinen Zweitläufer übergeben konnte. Meine bulgarischen Kollegen
machten auch noch ein paar Fehler, brauchten ähnlich lange wie ich, waren aber ein bisschen
schneller. Auch sie dürften den Wald noch genossen haben.
Mir war nicht ganz klar, wie groß der Sprung von EYOC auf JWOC sein würde. Die Erkenntnis: es
ist einfach noch cooler geworden. Meine Ergebnisse haben gezeigt, dass ich im vergangenen Jahr
physisch einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht habe. Orientierungstechnisch dürfte sich
auch ein gewisser Heimvorteil aus Tirol bemerkbar gemacht haben. Besonders freue ich mich
natürlich über meine Leistung bei der Mitteldistanz. Alles in allem kann ich auf eine sehr coole Zeit
bei der JWOC zurückblicken.
Maximilian R.